Was verdienen Chemiker:innen? (2024)

Eine Promotion ist für Chemiker fast schon obligatorisch – für Wissenschaftler:innen sowieso, doch auch in der Industrie ist der Doktortitel Dr. rer. nat. gern gesehen. Grundsätzlich ist es zwar auch durchaus möglich, mit einem Diplom, Bachelor oder Master einen Job zu finden, aber die Gehälter fallen im Durchschnitt deutlich kleiner aus: Der Unterschied kann schnell 10.000 Euro brutto pro Jahr ausmachen.

Berufserfahrung und Weiterbildungen sind wichtig, doch Führungspositionen werden fast ausschließlich mit promovierten Chemiker:innen besetzt. Aber selbst wer gar keine Personalverantwortung haben will, ist als Chemiker oder Chemikerin mit einer Promotion gut beraten: Aufgrund der hohen Promotionsdichte in dieser Berufsgruppe haben Kollegen ohne Doktortitel häufig schlechtere Chancen auf die wirklich spannenden und hoch dotierten Jobs.

Im öffentlichen Dienst macht die Promotion nur bedingt einen Unterschied: Sie mag vielleicht ausschlaggebend sein, ob ein Bewerber oder eine Bewerberin genommen wird, bedeutet aber nicht automatisch mehr Gehalt.

Chemikergehalt in der Wissenschaft: TV-L oder TVöD

Das Gehalt in der Wissenschaft ist ebenfalls nach Tarif geregelt. An Hochschulen gilt meister der Tarifvertrag der Länder (TV-L), an Bundeseinrichtungen wie außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der Regel der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Das Gehalt von Promovierenden und Postdocs in den Entgeltgruppen E13 und E14 liegt somit zwischen ca. rund 50.000 (E13, Stufe 1) und 80.000 Euro (E14, Stufe 6).

Professor:innen werden nach der W-Besoldung alimentiert; die Gehälter unterscheiden sich teilweise von Bundesland zu Bundesland deutlich. Die Spannbreite der Professorengehälter (Grundgehalt ohne Zulagen) beträgt in etwa:

  • W3-Professuren: rund 85.000 bis 100.000 Euro brutto jährlich
  • W2-Professuren: rund 75.000 bis 86.000 Euro brutto jährlich
  • W1-Professuren: rund 58.000 bis 66.000 Euro brutto jährlich

Chemikergehalt im öffentlichen Dienst (TV-L, TVöD)

Auch für Chemiker:innen, die beispielsweise in Ämtern, Behörden oder Verwaltung angestellt sind, gelten die Tarifverträge des Bundes (TVöD) beziehungsweise der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Die jeweiligen Gehälter – sowohl bei Berufseinstieg als auch nach einigen Jahren im Dienst – sind öffentlich einsehbar. Bei Stellenausschreibungen ist die jeweilige Entgeltgruppe immer mit angegeben, wobei durchaus ein bisschen Spielraum besteht:

  • Bachelor (BA) oder Fachhochschulabsolventen: Gehaltsgruppen E9 bis E12
  • Chemiker mit mindestens Masterabschluss oder Uni-Diplom: Entgeltgruppen E13 bis E15

Gehalt mit Bachelor: Wer im öffentlichen Dienst tätig ist, darf 2023/4 als Chemiker:in mit Bachelorabschluss mit einem Einstiegsgehalt von knapp 40.000 bis 44.000 Euro brutto pro Jahr rechnen; in der Spitze sind rund 73.000 Euro möglich (E12, Stufe 6).

Gehalt mit Master: Für Chemiker:innen mit Master (oder gleichwertigem Abschluss) bedeutet das ein Einstiegsgehalt von mindestens rund 52.000 Euro (E13, Stufe 1) und ein Maximalgehalt von bis zu 87.000 Euro (E15, Stufe 6). Anders als in der freien Wirtschaft bedeutet ein Doktortitel im öffentlichen Dienst nicht zwangsläufig ein höheres Gehalt.

Chemiker in der Industrie: Gehaltsaussichten

In der Industrie warten auf Chemiker:innen oft überaus attraktive Gehälter. Pauschal zu sagen, dass Chemiker:innen in der freien Wirtschaft zu den Spitzenverdienern gehören, wäre allerdings zu kurz gegriffen, denn die Topgehälter gibt es vor allem bei Großkonzernen. Die haben entsprechend hohen Zulauf und können sich aus den Bewerber:innen die besten aussuchen.

Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen leisten sich selten üppige Gehälter. Dafür bieten sie gerade für Berufseinsteigende andere interessante Aspekte: breite Aufgabenfelder, flache Hierarchien, viele Möglichkeiten, um Erfahrungen zu sammeln.

Neben den oben genannten Faktoren gibt es in der Wirtschaft noch einen weiteren Grund für die großen Unterschiede beim Gehalt: Die Jobs verlangen häufig nicht zwingend nach einem Chemiker oder einer Chemikerin. Je nach Tätigkeitsfeld kann eine offene Stelle mit einem klassischen Chemiker oder einer klassischen Chemikerin besetzt werden oder auch mit spezialisierten Fachkolleg:innen – etwa einem Chemieingenieur oder einer Chemieingenieurin, Biochemiker:in oder Lebensmittelchemiker:in – oder mit Naturwissenschaftler:innen einer ganz anderen Fachrichtung wie etwa Materialwissenschaft, Physik, Biologie, Rheologie (Fließkunde, beschäftigt sich mit dem Verformungs- und Fließverhalten von Materie) oder Verfahrenstechnik. In Anbetracht dieser Austauschbarkeit fallen die Gehälter gegebenenfalls entsprechend geringer aus.

Das Gehalt für Chemiker:innen in der Industrie ist demnach Verhandlungssache. Orientierungswerte halten die Tarifverträge für Chemiker:innen in der Industrie bereit.

Gehalt nach Entgelttabelle: Tarifverträge für Chemiker in der Industrie

Für akademisch gebildete Angestellte in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen der Chemie-Industrie gibt es einen Tarifvertrag, der das Gehalt im zweiten Beschäftigungsjahr regelt. Bei Berufseinsteigern und Chemikern mit Berufserfahrung bleibt das Gehalt weiterhin reine Verhandlungssache. Der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zufolge liegen die Mindestjahresbezüge bei:

  • 71.250 Euro brutto pro Jahr für Chemiker:innen mit Diplom oder Master
  • 82.825 Euro brutto pro Jahr für promovierte Chemiker:innen

(Stand: 2023)

Ausgehandelt wurden diese Zahlen vom Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und dem Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie (VAA). Wichtig hierbei: Diese Tarife gelten nur in Unternehmen, die im Bundesarbeitgeberverband Chemie Mitglied sind. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen ist das aber eher selten der Fall, sodass die Gehälter für dort angestellte Chemiker:innen kleiner sind.

Autoren

Christina Roesler

Erschienen in

academics - Dezember 2023

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Author: Francesca Jacobs Ret

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